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Für die Gleichbehandlung aller Geflüchteten!

Das «Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich» freut sich über die grosse Unterstützung, welche die Schutzsuchenden aus der Ukraine in der Schweiz erfahren. Die Schweiz hat gezeigt, wie Flüchtende willkommen geheissen werden können. Aus der Solidarität der letzten Wochen und der behördlichen Flexibilität leitet das Bündnis allgemeine Forderungen ab, um das Asylverfahren in der Schweiz für alle Schutzsuchenden nachhaltig zu verbessern:

  • Bestehende Beziehungen bei der Kantonszuteilung berücksichtigen
  • Private Unterbringung ermöglichen
  • Zugang zu Bildung und Arbeit
  • Familienzusammenführung statusunabhängig erleichtern
  • Zugang zu psychologischer Beratung
  • Integrationshilfen statusunabhängig gewährleisten
  • Reisefreiheit gewährleisten
  • Sichere und legale Fluchtwege für alle Schutzsuchenden
  • Schutz vor Ausbeutung gewährleisten
  • Ressourcen den Bedürfnissen anpassen

Um diese Forderungen umsetzen zu können, müssen Bund, Kantone und Gemeinden die nötigen finanziellen Mittel in Zusammenarbeit mit den Sozialpartner:innen zur Verfügung stellen und längerfristig budgetieren.

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Medienmitteilung – Evaluation des neuen Asylverfahrens

Das «Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich» ist ein Zusammenschluss verschiedener Beratungsstellen, Organisationen, Anwält*innen und engagierter Einzelpersonen, die Rechtsarbeit im Asylbereich leisten. Als unabhängige Akteur*innen in diesem Bereich sehen wir es als unsere Aufgabe, die Umsetzung und Evaluation des neuen Asylverfahrens kritisch zu beobachten und unsere eigenen Erkenntnisse aus der Arbeit mit unseren Mandant*innen mit den Erkenntnissen des Staatssekretariats für Migration (SEM) abzugleichen. Das Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit hat im Oktober 2020 seine wichtigsten Erkenntnisse zum neuen Asylverfahren bereits als Auswertung der bis dahin vertretenen Fälle veröffentlicht. Das SEM hat heute seine Erkenntnisse aus der externen Evaluation des neuen Asylverfahrens publiziert. Viele der Erkenntnisse und Befürchtungen des Bündnisses haben sich bestätigt.

Hier geht es zur kompletten Medienmitteilung (PDF, 4 Seiten)

Für Medienanfragen
– Nora Riss, Freiplatzaktion Zürich, 079 586 25 18
– Noémi Weber, Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht (SBAA), 031 381 45 40/ 076 467 05 03

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Offener Brief zur Lage in Afghanistan

[français en bas]

Sehr geehrte Frau Bundesrätin Keller-Sutter, sehr geehrter Herr Staatssekretär Gattiker
Sehr geehrte Frau Nationalrätin, sehr geehrter Herr Nationalrat, sehr geehrte Frau Ständerätin, sehr geehrter Herr Ständerat
Sehr geehrte Damen und Herren


Das «Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich» ist ein Zusammenschluss verschiedener Be-ratungsstellen, Organisationen, Anwältinnen und engagierter Einzelpersonen, die Rechtsarbeit im Asyl-bereich leisten. Aufgrund der aktuellen Lage in Afghanistan richten wir nachfolgend unseren Appell an Sie. Afghanistan ist an die Taliban gefallen, der Präsident ist geflohen. Die Lage im Land ist dramatisch. Die Taliban haben innert kürzester Zeit das ganze Land eingenommen und stehen heute Montag im Präsi-dentenpalast und verkünden ihre Machtübernahme. In den letzten Tagen und Wochen haben sie fast das ganze Land und alle wichtigen Städte in Afghanistan eingenommen, auch Herat und Masar-i-Scha-rif, welche bis vor kurzem noch als relativ sicher galten und wohin die Wegweisung aus der Schweiz vom Staatssekretariat für Migration (SEM) beim Vorliegen begünstigender Faktoren noch bis zuletzt als zumutbar eingestuft wurde. Die Folgen der Taliban-Offensive für das afghanische Volk sind verheerend. Besonders Menschen, die sich für demokratische Werte, Frauenrechte und Freiheit eingesetzt haben, aber auch Journalistinnen, Künstler*innen und Personen, die sich in anderer Form von den Taliban distanzieren sowie Frauen und Mädchen sind in akuter Gefahr. Sie sind die Hauptziele des Terrors der Taliban.
Aus den besetzten und den umkämpften Regionen liegen laut UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet Berichte von gezielten Hinrichtungen, der Zerstörung von Schulen und Krankenhäusern, dem Ablegen von Sprengkörpern in den Städten und weiteren Verletzungen von Menschenrechten vor (vgl. https://news.un.org/en/story/2021/08/1097482). Es gibt zudem Berichte über Frauen und Mädchen, die von den Taliban entführt und an ihre Kämpfer zwangsver-heiratet werden (vgl. https://foreignpolicy.com/2021/07/23/afghanistan-taliban-women-gender/https://foreignpolicy.com/2021/07/23/af-ghanistan-taliban-women-gender/%20). Als Anlaufstellen für viele Afghanen und Afghaninnen, die in der Schweiz Schutz suchen, erhalten wir zahlreiche Anfragen von Personen, welche um die Sicherheit ihrer Angehörigen besorgt sind. Ebenso vertreten und beraten wir nach wie vor Personen, die bereits rechtskräftig aus der Schweiz nach Afgha-nistan weggewiesen wurden oder deren Beschwerdeverfahren gegen die Wegweisung durch das Staatssekretariat für Migration noch beim Bundesverwaltungsgericht hängig ist.


Die Schweiz muss unbedingt ausserordentliche Anstrengungen unternehmen, um auf die dringende Not des afghanischen Volkes zu reagieren. Wir begrüssen die am 11. August 2021 verkündete Aussetzung der Rückführungen nach Afghanistan. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, welcher jedoch angesichts der Lage bei Weitem nicht ausreicht. Wir fordern daher:

  1. Die Aussetzung der Rückführungen ist eine kurzfristige Massnahme. Es zeichnet sich jedoch auch mittel- bis langfristig keine Besserung der Lage in Afghanistan ab und es muss von einer generellen Unzulässigkeit der Wegweisung ins ganze Land ausgegangen werden. Daher müssen alle Personen aus Afghanistan, die sich zurzeit in der Schweiz aufhalten, mindestens eine vorläufige Aufnahme erhalten, und zwar ungeachtet davon, ob sie sich noch im laufenden Asylverfahren befinden oder nicht. Bereits weggewiesene Personen aus Afghanistan haben Anspruch auf eine Neubeurteilung der Wegweisungsverfügung.
  2. Nach dem Vorbild der Aktion für Syrer*innen im Jahr 2013 muss die Schweiz dringend die Erteilung von humanitären Visa für die Familienangehörigen von in der Schweiz lebenden afghanischen Staatsangehörigen erleichtern, unabhängig von deren Aufenthaltsstatus. Diese Möglichkeit sollte dringend auch auf alleinstehende verwandte Frauen und Mädchen aus-gedehnt werden, auf Schwestern, Mütter, Nichten, Tanten sowie auf andere besonders verletz-liche Familienangehörige.
  3. Der Bundesrat muss in Anbetracht der schrecklichen Notlage eine Nachricht der Solidarität an das afghanische Volk und diejenigen, die sich in Afghanistan für Demokratie und Menschen-rechte einsetzen, übermitteln. Er muss sich zudem auch gegenüber der internationalen Ge-meinschaft für die Aufnahme von afghanischen Geflüchteten einsetzen und in diesem Bereich mit gutem Beispiel vorangehen.

Wir danken Ihnen für Ihre Bemühungen.
Mit unseren respektvollen und herzlichen Grüssen
Das Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich

Für Medienanfragen:
Nora Riss, Freiplatzaktion Zürich, 079 586 25 18 (DE)
Lea Hungerbühler, AsyLex, 079 746 71 82 (DE)
Aldo Brina, chargé d’information sur l’asile au Centre social protestant de Genève, 079 907 59 40 (FR)


Lettre ouverte sur la situation en Afghanistan
Madame la Conseillère fédérale Keller-Sutter,
Monsieur le Secrétaire d’Etat Gattiker
Chères Conseillères et chers Conseillers aux Etats,
Chères Conseillères nationales et chers Conseillers nationaux,

La Coalition des juristes indépendant-es pour le droit d’asile regroupe diverses permanences juridiques, organisations, avocates et personnes engagées pour la défense juridique dans le domaine de l’asile. Nous nous permettons de nous adresser à vous au sujet de la situation relative à
l’Afghanistan.

L’Afghanistan est tombé aux mains des Talibans, le président a fui. La situation dans le pays est dramatique. En très peu de temps, les Talibans ont pris le contrôle de tout le pays et aujourd’hui, lundi, ils ont pénétré dans le palais présidentiel et annoncent leur prise de pouvoir. Au cours des derniers jours et des dernières semaines, ils se sont emparés de la quasi-totalité du pays et de toutes les villes importantes d’Afghanistan, notamment Herat et Mazar-i-Sharif, qui étaient jusqu’à récemment encore
considérées comme relativement sûres, et vers lesquelles le Secrétariat d’État aux migrations (SEM) estimait encore que l’exécution du renvoi depuis la Suisse était raisonnable en présence de facteurs favorables.

Les conséquences de l’offensive des Talibans pour le peuple afghan sont dévastatrices. Les personnes qui ont défendu les valeurs démocratiques, les droits des femmes et la liberté, mais aussi les journalistes, les artistes et les personnes qui se distancient des Talibans d’une manière ou d’une autre,
ainsi que les femmes et les filles, sont particulièrement menacées. Elles et ils constituent les principales cibles de la terreur des Talibans.

Selon la Haute Commissaire des Nations unies aux Droits de l’Homme, Michelle Bachelet, des rapports en provenance des régions occupées et contestées font état d’exécutions ciblées, de la destruction d’écoles et d’hôpitaux, de la pose d’engins explosifs dans les villes et d’autres violations des droits de l’Homme (https://news.un.org/en/story/2021/08/1097482). On signale également que des femmes et des filles sont enlevées par les Talibans et mariées de force à leurs combattants (https://foreignpolicy.com/2021/07/23/afghanistan-taliban-women-gender/).

En tant que points de contact pour de nombreux ressortissants afghans cherchant une protection en Suisse, nous recevons de nombreuses demandes de personnes préoccupées par la sécurité de leurs proches. Nous continuons également à représenter et à conseiller des personnes dont la décision de renvoi de Suisse vers l’Afghanistan est entrée en force ou dont le recours contre leur renvoi par le Secrétariat d’Etat aux Migrations est toujours pendant devant le Tribunal administratif fédéral.

Il est impératif que la Suisse déploie des efforts extraordinaires pour répondre aux besoins urgents du peuple afghan. Nous saluons la suspension des rapatriements vers l’Afghanistan annoncée le 11 août. C’est un premier pas dans la bonne direction, mais c’est loin d’être suffisant au vu de la situation. Nous demandons donc :

  1. La suspension des rapatriements est une mesure à court terme. Cependant, il n’y a aucun signe d’amélioration de la situation en Afghanistan à moyen ou long terme et il faut partir du principe que l’exécution des renvois vers l’ensemble du pays est généralement raisonnablement inexigible voire illicite. Par conséquent, toutes les personnes originaires d’Afghanistan qui se trouvent actuellement en Suisse doivent se voir accorder au moins l’admission provisoire, qu’elles soient ou non en cours de procédure d’asile. Les personnes originaires d’Afghanistan qui ont déjà fait l’objet d’une décision de renvoi ont droit à un réexamen de leur décision.
  2. À l’instar de l’action entreprise pour les Syrien-nes en 2013, la Suisse doit de toute urgence faciliter l’octroi de visas humanitaires pour les membres de la famille des ressortissant-es afghan-es vivant en Suisse, quel que soit leur statut de séjour. Cette possibilité devrait être étendue de toute urgence aux femmes et aux filles célibataires apparentées, aux soeurs, aux mères, aux nièces, aux tantes et à d’autres membres de la famille particulièrement vulnérables.
  3. Face à cette terrible situation d’urgence, le Conseil fédéral doit envoyer un message de solidarité au peuple afghan et à celles et ceux qui oeuvrent pour la démocratie et les droits humains en Afghanistan. Elle doit également plaider auprès de la communauté internationale pour l’accueil des réfugié-es afghan-es et donner le bon exemple dans ce domaine.

Nous vous remercions d’avance des efforts que vous pourrez entreprendre en ce sens.
Avec nos salutations les plus respectueuses,
La Coalition des juristes indépendant-es pour le droit d’asile.

Pour les médias:

Aldo Brina, chargé d’information sur l’asile au Centre social protestant de Genève, 079 907 59 40 (FR)
Nora Riss, Freiplatzaktion Zürich, 079 586 25 18 (DE)
Lea Hungerbühler, AsyLex, 079 746 71 82 (DE)

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Medienmitteilung

8. Oktober 2020
[français en bas]

Bilanz zur Neustrukturierung des Asylbereichs

Eine Auswertung des «Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit» zeigt: Das Verfahrenstempo im umstrukturierten Asylverfahren ist zu hoch und der staatlich finanzierte Rechtsschutz funktioniert nur ungenügend.

Der Asylbereich wurde am 1. März 2019 mit der Neustrukturierung wesentlich verändert. Das Hauptziel der Neuerungen war die Beschleunigung der Verfahren, welche durch die zentralisierte Unterbringung der asylsuchenden Personen und der Verkürzung sämtlicher Fristen erreicht werden sollte. Im Sinne der Rechtsstaatlichkeit wurden zudem staatlich finanzierte Rechtsvertreter*innen (sog. Rechtsschutz) eingeführt, welche die rechtliche Vertretung aller Asylsuchenden sicherstellen sollen. Nachdem das neue Asylverfahren nun seit über einem Jahr in Kraft ist, zieht das Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit basierend auf einer qualitativen und quantitativen Auswertung eigener Daten sowie öffentlich zugänglichen Statistiken Bilanz.

zur Website des Bündnis
zum Bericht (DE, PDF, 41 S.)
voir le rapport (FR, PDF, 42 p.)

Die zentralen Erkenntnisse sind die Folgenden:

  • Das Tempo im erstinstanzlichen Verfahren ist zu hoch. Dies führt dazu, dass die Asylgründe – insbesondere die medizinische Situation – seitens des Staatssekretariats für Migration (SEM) oft nur ungenügend abgeklärt werden (Verletzung des Untersuchungsgrundsatzes), was durch die hohe Rückweisungsquote des Bundesverwaltungsgerichts belegt ist (Erfolgsquote von 24% im beschleunigten Verfahren). Teil dieses Problems ist, dass das SEM lediglich 18% der Verfahren vom beschleunigten ins erweiterte Verfahren überführt, statt wie ursprünglich vorgesehen 40%.
  • Die Mandatsniederlegung durch den staatlich finanzierten Rechtsschutz erfolgt zu häufig und oft zu Unrecht. Dies ergibt sich zum einen aus den tiefen Beschwerdequoten in den Bundesasylzentren (12.5%), verbunden mit den zahlreichen erfolgreich geführten Beschwerden von unabhängigen Rechtsvertretungen (Erfolgsquote von 23%). Zum anderen ist zu beachten, dass ein hoher Anteil an Beschwerden vom Bundesverwaltungsgericht selber als «nicht aussichtslos» beurteilt wurden und folglich vom staatlichen Rechtsschutz hätten geführt werden müssen (59% bei den vom Bündnis geführten Beschwerden).
  • Dies führt in Kombination mit den kurzen Beschwerdefristen und der oft peripheren Lage der Bundesasylzentren dazu, dass Betroffene ihre ohnehin übereilt getroffenen Entscheide mangels Zugangs zu externer Rechtsberatung nicht weiterziehen können. Obwohl staatliche Mittel für eine lückenlose Rechtsvertretung bestimmt wären, müssen (zu) häufig andere Organisationen einspringen und die zu Unrecht niedergelegten Mandate übernehmen – konkret erfolgen über 50% der eingereichten Beschwerden nicht durch den staatlichen Rechtsschutz.
  • Ob der staatlich mandatierte Rechtsschutz eine Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht erhebt, variiert regional äusserst stark. Die Aussicht einer asylsuchenden Person auf eine Beschwerde ist bspw. in der Romandie rund viermal höher als in der Ostschweiz.
  • Der Zeitdruck führt auch beim Bundesverwaltungsgericht zu einer Reduktion der Qualität der Urteile und zu anschliessenden Revisionsverfahren, was anhand einzelner Beispiele aufgezeigt wird.

Aufgrund dieser und weiterer Feststellungen drängen sich zwingend Anpassungen am neuen Asylsystem auf. Konkret fordert das Bündnis u.a.:

  • die Einhaltung des Untersuchungsgrundsatzes durch das SEM und damit verbunden die Verlängerung aller erstinstanzlichen Behandlungsfristen;
  • eine sorgfältige(re) Triage während des Asylverfahrens – komplexe Fälle müssen konsequent ins erweiterte Verfahren überführt werden, sofern sie nicht sofort positiv entschieden werden können;
  • die Verlängerung der gesetzlichen Beschwerdefrist bei materiellen Asylentscheiden im beschleunigten Verfahren sowie bei Nichteintretensentscheiden;
  • die Verlängerung der Behandlungsfristen des Bundesverwaltungsgerichts;
  • die Offenlegung der Begründung zur Mandatsniederlegung durch die Rechtsvertretung, verbunden mit der Etablierung einer weniger restriktiven und dem Willen des Gesetzgebers entsprechenden Mandatsniederlegungspraxis.
Für Rückfragen
  • Melanie Aebli, Rechtsanwältin, Demokratische Juristen und Juristinnen Schweiz – TEL 078 775 87 01
  • Aldo Brina – Centre social protestant Genève – 079 907 59 40
  • Moreno Casasola – Freiplatzaktion Basel – TEL 078 612 75 17
  • Lea Hungerbühler, Rechtsanwältin – Verein AsyLex – TEL 079 746 71 82
  • Corinne Reber – Freiplatzaktion Zürich – TEL 078 872 01 94
  • Noémi Weber, Geschäftsleiterin – Schweizerische Bobachtungsstele für Asyl- und Ausländerecht – TEL 076 467 05 03

Das Bündnis unabhängiger Rechtsarbeit im Asylbereich ist ein Zusammenschluss verschiedener Beratungsstellen, Organisationen, Anwält*innen und engagierter Einzelpersonen, die Rechtsarbeit im Asylbereich leisten. Alle im Bündnis Vertretenen eint, dass sie sowohl im beschleunigten wie im erweiterten Verfahren ausserhalb des staatlichen Rechtsschutzes agieren. Teil des Bündnisses sind u.a die Freiplatzaktion Zürich, die Freiplatzaktion Basel, das Centre social protestant (CSP), Genève, das Solidaritätsnetz Bern, die Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht SBAA, die Demokratischen Juristen und Juristinnen Schweiz, AsyLex sowie verschiedene Einzelpersonen.


Bilan de la restructuration du domaine de l’asile

Une évaluation de la « Coalition des juristes indépendant-e-s » montre que le rythme des procédures est trop rapide et que la protection juridique financée par l’État ne fonctionne pas correctement.

Le 1er mars 2019, une restructuration profonde du domaine de l’asile est entrée en vigueur. Son objectif principal était d’accélérer les procédures, ce qui devait être réalisé en centralisant l’hébergement des demandeurs d’asile dans de grands centres fédéraux et en raccourcissant tous les délais de procédure. Pour garantir l’État de droit, des représentant-e-s juridiques financé-e-s par l’État (aussi appelé-e-s « protection juridique ») ont été mis-e-s en place pour assurer la représentation juridique de toutes les personnes en demande d’asile. La Coalition des juristes indépendant-e-s dresse ici un bilan de la première année de mise en œuvre sur la base d’une évaluation qualitative et quantitative tant de ses propres données que de statistiques accessibles au public.

Vers le site web de la Coalition
Vers le rapport en français (42 pages)
Zum Bericht (41 Seiten)

Voici les conclusions principales :

  • Le rythme des procédures en première instance est trop rapide. À cause de cela, les faits pertinents en matière d’asile – en particulier la situation médicale des requérant-e-s – sont souvent insuffisamment établis par le Secrétariat d’Etat aux Migrations (SEM) (en violation de la maxime inquisitoire). Le taux élevé d’arrêts du Tribunal administratif fédéral donnant tort au SEM en témoigne (24% dans les procédures accélérées). Une partie du problème est dû au fait que le SEM ne transfère que 18 % des demandes depuis la procédure accélérée vers la procédure étendue, au lieu de 40 % comme c’était prévu initialement.
  • Au stade du recours, la protection juridique financée par l’État révoque son mandat de défense trop souvent, et souvent à tort. Cela se voit tant par le faible taux de recours déposés dans les centres fédéraux d’asile (12,5 %), que par les nombreux recours déposés avec succès par les représentant-e-s juridiques indépendant-e-s (taux de succès de 23 %). En plus, il convient de noter qu’une forte proportion de recours a été jugée comme ayant des chances de succès par le Tribunal administratif fédéral lui-même (59 % des recours traités par la Coalition) et aurait donc dû être traitée par le système de protection juridique de l’État.
  • Comme les délais de recours sont courts et que les centres fédéraux d’asile sont isolés géographiquement, les personnes en demande d’asile ne pourront ensuite pas s’adresser à des représentants juridiques externes. C’est pourquoi les représentant-e-s juridiques désigné-e-s par l’État ne doivent pas prendre de décision hâtive en matière de révocation de leurs mandats. Malgré l’existence d’une protection juridique financée par l’État, (trop) souvent d’autres organisations doivent intervenir et reprendre les mandats révoqués à tort – concrètement, plus de 50 % des recours déposés ne sont pas le fait du système de protection juridique financé par l’État.
  • Le taux de recours déposés par la protection juridique mandatée par l’État varie beaucoup d’une région à l’autre. Par exemple, les chances qu’une personne en demande d’asile introduise un recours sont environ quatre fois plus élevées en Suisse romande qu’en Suisse orientale.
  • La pression due à un rythme de procédure trop rapide entraîne également une baisse de la qualité des arrêts du Tribunal administratif fédéral et des procédures ultérieures de révision, ce que la Coalition illustre par des exemples concrets.

Ces observations, et d’autres qui figurent dans le rapport, rendent impératifs des adaptations du système d’asile. Concrètement, la Coalition exige, entre autres demandes:

  • le respect par le SEM de sa responsabilité en matière d’établissement des faits et donc aussi un assouplissement des délais de traitement des demandes en première instance;
  • un triage minutieux pendant la procédure d’asile – les cas complexes doivent être systématiquement transférés en procédure étendue s’ils ne peuvent pas faire l’objet d’une décision positive immédiate;
  • la prolongation du délai de recours en cas de décision matérielle en procédure accélérée ainsi qu’en cas de décision de non-entrée en matière;
  • la prolongation des délais de traitement des recours par le Tribunal administratif fédéral;
  • qu’un-e représant-e juridique qui révoque son mandat mentionne noir sur blanc les raisons de cette révocation, et que par ailleurs les organismes de protection juridique adoptent une pratique de révocation moins restrictive, conformément à la volonté du législateur.
Pour toute question:

Melanie Aebli, Rechtsanwältin, Demokratische Juristen und Juristinnen Schweiz – 078 775 87 01
Aldo Brina – Centre social protestant Genève – 079 907 59 40
Moreno Casasola – Freiplatzaktion Basel – 078 612 75 17
Lea Hungerbühler, Rechtsanwältin – Verein AsyLex – 079 746 71 82
Corinne Reber – Freiplatzaktion Zürich – 078 872 01 94
Noémi Weber, Geschäftsleiterin – Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerecht – 076 467 05 03

La Coalition des juristes indépendant-e-s regroupe plusieurs permanences juridiques, organisations, avocat-e-s, et personnes engagées à titre individuel qui effectuent du travail juridique dans le domaine de l’asile. Tous ont en commun d’agir en dehors de la protection juridique financée par l’Etat, aussi bien en procédure accélérée qu’en procédure étendue. Les membres de la Coalition sont, entre autres, la Freiplatzaktion de Zürich, la Freiplatzaktion de Bâle, le Centre social protestant de Genève, le Solidaritätsnetz de Berne, l’Observatoire suisse du droit d’asile et des étrangers, les Juristes démocrates suisses, Asylex ainsi que d’autres personnes à titre individuel.